1. Mannschaft

2:3 in Essen: Sprockhövel verpasst Sensation

Vor 6167 Zuschauern machte die TSG Sprockhövel am Freitagabend bei ein gutes Spiel und war bis zur Schlussphase dran an einem Punkt. Jimmy Antwi-Adejej überragt.
Der Essener Stadionsprecher war gut drauf: „Der Aufsteiger befindet sich gerade auf dem Höhepunkt ihrer Vereinsgeschichte – muss das ein schönes Gefühl sein“, wurde die TSG Sprockhövel beim Deutschen Meister von 1955 begrüßt. Was für ein Gefühl es dann wohl erst vier Spielminuten nach Anpfiff war, als Jimmy Antwi-Adjej vom linken Flügel nach innen zog, und den Ball neben den rechten Innenpfosten schweißte. Sprockhövel führte in Essen – das mit 6167 Zuschauern (für Essener Verhältnisse) eher spärlich besetzte Stadion war geschockt.

Aber während der kleine blau-weiße Haufen auf der Tribüne „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ skandierte, war das Schockverhältnis auf dem Rasen umgekehrt. Zwar hatte Cin nach Antwi-Adjejs Energieleistung noch eine gute Schusschance, schoss aber aus kurzer Distanz Huckle an den Arm (wohl zurecht kein Strafstoß, 6.). Hinten dagegen wirkte die TSG fahrig, etwas zu langsam, produzierte mehrere Standards in Sechszehnernähe und kassierte folgerichtig den Ausgleich: Platzek staubte ab, nachdem Torwart Benz einen Baier-Freistoß nur nach vorne abklatschen ließ (13.). Vorher hatte Benz allerdings mit zwei starken Paraden aus kurzer Distanz eine Essener Doppelchance durch Bednarski und Grund vereitelt.

Offensichtlich hatte die TSG das gebraucht: Ab jetzt war es ein ausgeglichenes Spiel. Feldvorteile für RWE, klar, aber die TSG erkämpfte sich einige Bälle und versuchte ihr Konterspiel aufzuziehen. Fast mit Erfolg: Claus’ Kopfball tippte RWE-Keeper Heimann mit den Fingerspitzen über die Latte (25.). Auf der anderen Seite zirkelte Baier einen Freistoß an den Innenpfosten (31.), Platzek machte es fünf Minuten später genauer und traf nach perfekter Brustabnahme volley in den Winkel – 2:1 (36.). Die letzte Chance vor der Pause vergab Adrian Wasilewski, der am langen Eck vorbeischoss.

Mit Tempo für Gefahr gesorgt

Die zweite Halbzeit begann personell unverändert (Essen hatte schon kurz vor dem Wechsel einmal getauscht), und spielerisch genau wie die erste: Sieben Minuten dauerte es diesmal bis zum Sprockhöveler Ausrufezeichen: Antwi-Adjej erkämpfte den Ball in der Essener Hälfte, bekam ihn über März und Claus zurück und vollendete mit der Picke frech ins kurze Eck – Ausgleich! Und auch sonst das gleiche Bild: Essen mehr am Ball, aber quasi nur nach Standards gefährlich, während Sprockhövel ärgerte, nervte und immer wieder mit viel Tempo für Gefahr sorgte, weil der sensationelle Antwi-Adjej von den Rot-Weißen nie aufzuhalten war. Essen verzweifelte an der kompakten TSG und das Stadion wurde langsam ungehalten mit den Roten: Platzek stocherte den Ball ins Seitenaus, Bednarski wurde erst von Gremme geblockt, schoss dann drüber. Eine Viertelstunde fehlte noch zur Sensation, als Raoul Meister, der schon angeschlagen aufgelaufen war, endgültig nicht mehr konnte.

Bitter, denn genau da in dem Luftraum, wo Meister bislang alles unter Kontrolle hatte, stieg Bednarski kurz drauf hoch und köpfte mithilfe des Innenpfostens das 3:2. Die tapfere TSG probierte alles und nur Heimanns Heldentat verhinderte Antwi-Adjejs drittes Tor – aber auch für die Niederlage musste sich kein Blauer an diesem Abend schämen. Auch wenn ein Punkt auf dem Höhepunkt der Vereinsgeschichte verdient gewesen wäre.

Philipp Ziser

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