1. Mannschaft

Antwi-Adjej glänzt auf großer Bühne

Nach der Niederlage in Essen sind sich alle Sprockhöveler einig: Da war mehr drin. Der beste Mann am Freitagabend im Stadion Essen trug nämlich nicht Rot-Weiß, sondern Blau.

Als Max Claus am Freitagabend frisch geduscht aus der Kabine kam, musste er sich erst einmal umgucken: „Wo geht’s denn hier raus?“ Er war nicht der einzige Sprockhöveler, der sich im Stadion Essen erst einmal zurechtfinden musste. Alles ein wenig größer als am Baumhof.

Auf dem Feld hatte das den Sprockhövelern wenig ausgemacht. Für die Blauen war es das „Spiel des Jahres“, wie Max Claus sagte, als er nach dem Spiel in der Mixed Zone stand: „Es ist richtig bitter , ich weiß kaum was ich sagen soll.“ So oft sei man noch nicht in Führung gegangen in dieser Saison, „und dann gerade in Essen.“ So oft habe man auch noch keine zwei Tore geschossen, „und dann gerade gegen Essen.“ Da war mehr drin, da waren sich alle Blauen einig. „Ich muss erst mal duschen“, sagte Claus, um sich aber noch mal umzudrehen: „Spieler des Spiels natürlich: Jimmy!“

Antwi-Adjej lässt achtfachen Zweitliga-Spieler alt aussehen

So war es. Christopher „Jimmy“ Antwi-Adjej war der Mann des Abends. Er schoss beide Tore der TSG: Das erste nach nur drei Minuten aus gut 20 Metern mit ganz viel Dampf, das zweite kurz nach Wiederanpfiff mit ganz viel Gefühl und vor allem Selbstvertrauen ins kurze Eck – mit Außenrist.

Wenn Antwi-Adjej antrat, schaute Rot-Weiß Essen zu. Und staunte. Rechtsverteidiger Dennis Malura (13x DFB-Pokal, 8x 2. Bundesliga, 155x 3. Liga) hatte gegen den 22-jährigen Sprockhöveler (14x Regionalliga, 1x Westfalenpokal) einen ganz bitteren Abend, bekam Antwi-Adjej nie vom Ball getrennt und schon gar nicht im Laufduell gestoppt.

RWE-Trainer: „Ich weiß nicht, ob er noch mal so ein Spiel macht.“

„Er hat ein unglaubliches Spiel gemacht. So ist er eine richtige Waffe für uns“, fand TSG-Trainer Andrius Balaika. Und RWE-Trainer Demandt stieß auf der Suche nach einer Ad-hoc-Erklärung für das knappe Spiel auf, natürlich, Antwi-Adjej: „Es ist eine Erklärung, dass es so Jungs gibt, wie den, der heute zwei reinhaut. Da muss ich ehrlicherweise sagen: Ich weiß nicht, ob er noch mal so ein Spiel macht.“

Nicht nur Spieler und Trainer waren beeindruckt. Auch auf der Pressetribüne und in den Katakomben kamen mehrfach die Fragen auf: Wer ist das? Wie macht der das? Spielt der immer so gut?

Soo gut spielt er nicht immer, trotzdem war ihm nach Schlusspfiff nicht zum Feiern zumute.

Mann des Tages bleibt trotz starker Leistung bescheiden

Zur eigenen Leistung wollte Antwi-Adjej dann trotz mehrfacher Nachfrage nichts sagen: „Ein Riesenspiel von allen, die auf dem Feld standen.“ Dieses Spiel war damit losgegangen, dass Antwi-Adjej „wunderbar“ (Balaika) zur Führung traf: „Ich hab noch kurz überlegt, rüberzuspielen, dann aber abgezogen.“

Und dann war er drin und Sprockhövel führte in Essen. Doch die Führung hielt nicht lange und am Ende hatte Rot-Weiß Essen drei Tore erzielt und Antwi-Adjej zwei.

Antwi-Adjej findet, dass die Niederlage vermeidbar war

So stand es dann auch nach 90 Minuten auf der Anzeigetafel, 3:2. Antwi-Adjej fand: „Wir gehen früh in Führung, kommen nach dem Rückstand noch mal zurück und verlieren trotzdem. Die Niederlage war vermeidbar, jetzt sieht es nicht mehr so gut aus“, kommentierte er den Zwischenstand von neun Punkten nach der Hälfte der Spiele. „Aber wir haben RWE geärgert, die waren haushoher Favorit. Aber wir waren ein ebenbürtiger Gegner. Wir müssen jetzt weiter kämpfen, kämpfen, kämpfen und an uns glauben.“

Das sollte nach dieser Leistung nicht allzu schwer fallen – nicht der gesamten Mannschaft, aber schon gar nicht Antwi-Adjej persönlich.

Philipp Ziser

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