Alpay Cin ist jetzt ein Blauer
Der 19-Jährige kam im Sommer aus Essen nach Sprockhövel. Gegen Düsseldorf traf er erstmals, gleich doppelt. Bei der TSG fühlt er sich wohl.
Vielleicht wird Alpay Cin am Freitagabend in den Katakomben des Stadions Essen ein klein wenig Wehmut verspüren. Statt in die Heim- geht es in die Gästekabine, statt Rot-Weiß trägt er das blaue Trikot der TSG Sprockhövel.
Den ersten Berührungspunkt mit der TSG hatte er im Trikot von Rot-Weiß bei einem Förderspiel, als er mit der ersten Mannschaft der Essener gegen Sprockhövel spielte. Da gehörte Cin zu den Leistungsträgern der Essener A-Jugend, machte 24 Bundesliga-Spiele in der vergangenen Saison. Er trainierte mit dem Regionalliga-Team, bestritt eben jene Förderspiele mit der ersten Mannschaft. Er machte sich berechtigte Hoffnungen, bald zum ersten RWE-Team zu gehören. Doch im Sommer teilte man ihm mit: Wir planen nicht mehr mit dir.
Aus der rot-weiße Regionalliga-Traum. Cin wechselte nach Sprockhövel. Über das Ende seiner RWE-Zeit möchte Cin nichts mehr sagen, das Thema ist durch. Über die ersten Monate bei der TSG sagt er: „Ich bin glücklich, in Sprockhövel zu sein. Es macht mich stolz, im ersten Seniorenjahr so viel Einsatzzeit zu bekommen. Ich habe den richtigen Schritt gemacht.“
Warum der Schritt für den 19-Jährigen richtig war, zeigt ein Blick in die Statistik. Nur zwei Spiele verpasste Cin verletzt. Wenn er im Kader stand, wurde er mindestens eingewechselt, zehn Mal stand er in der Startelf. 912 Minuten stand er insgesamt auf dem Feld. Zum Vergleich: Cins Kumpel Timo Becker, der in Essen den Sprung in die erste Mannschaft geschafft hatte, stand noch keinmal in der Startelf, wurde achtmal eingewechselt.
Cin dagegen ist Leistungsträger. Am Sonntag gegen Fortuna Düsseldorf erzielte er mit der 1:0-Führung sein erstes Tor für die TSG – an seinem 19. Geburtstag. Später legte er das 2:3 nach, initiierte die Aufholjagd, die am Ende zum 3:3 führte. „Ein super Gefühl, direkt einen Doppelpack zu machen. Nach dem 1:3 denkt man kaum noch an einen Punkt – der fühlte sich dann gewonnen an.“
So glaubt er auf jeden Fall an den Klassenerhalt mit der TSG: „Wir glauben, dass es in der Rückrunde viel besser wird. Wir haben Punkte liegen gelassen, gegen Verl – aber auch gegen Düsseldorf war mehr drin. Solche Spiele müssen wir in der Rückrunde einfach gewinnen.“
Weiter schaut er auch noch nicht. Zu seiner Zukunft will er nichts sagen, das hat er in Essen gelernt. Dass die TSG seinen im Sommer auslaufenden Vertrag wohl verlängern will – kein Wunder.
Doch zunächst steht am Freitagabend das letzte Spiel der Hinrunde an – auswärts bei Rot-Weiß Essen. Unter Flutlicht an der Hafenstraße. „Das ist für mich ganz klar ein besonderes Spiel“, sagt der offensive Mittelfeldspieler. „In Heimspielen sind wir vielleicht etwas selbstbewusster. Aber in so einem Stadion zu spielen ist noch einmal etwas anderes. Das ist was Geiles, was viele von uns so noch nicht erlebt haben. Wir freuen uns riesig, die ganze Mannschaft ist heiß auf diese Kulisse.“
Er kennt in Essen fast jeden Stein, fast alle Spieler. Er weiß, wovon er spricht, wenn er sagt: „Es wird schwer. Aber wenn wir so kämpfen und das gleiche Spiel machen wir gegen Aachen oder Wuppertal, dann geht was.“
Vielleicht wird Alpay Cin am Freitagabend in den Katakomben des Stadions Essen ein klein wenig Wehmut verspüren. Doch die wird spätestens verflogen sein, wenn es aus der Kabine auf den Rasen geht. Dann spielt Rot-Weiß gegen Blau – und Alpay Cin ist jetzt ein Blauer.
Philipp Ziser
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