Nach dem Pokal-Aus gegen Hohenlimburg wartet Herne
Sprockhövel verliert das Halbfinale gegen Hohenlimburg überraschend mit 1:2. Viel Zeit, um die Akkus wieder aufzuladen, bleibt nicht.
Fußball-Oberligist TSG Sprockhövel hat am Donnerstagabend das Kreispokal-Halbfinale gegen den Landesligisten SV Hohenlimburg mit 1:2 verloren. Keine guten Voraussetzungen also vor dem Meisterschaftsspiel gegen Westfalia Herne am Sonntag (Anstoß: 15.15 Uhr, Stadion Schloss Strünkede).
Sprockhövels Trainer Andrius Balaika war nach dem Pokal-Aus natürlich alles andere als begeistert, doch weitaus mehr als die Niederlage ärgerte er sich über die Ansetzung des Spiels. „Ein Pokalspiel am Donnerstagabend und dann am Sonntag gleich schon wieder ein Spiel in der Meisterschaft. Ich finde das unmöglich“, so Balaika.
Tim Krafft bring die TSG Sprockhövel in Führung
Im Pokal geht es jetzt also ohne die TSG weiter. dabei wäre ein Endspiel gegen den SC Obersprockhövel möglich gewesen. Der SCO bestreitet am Dienstag ab 19.30 Uhr sein Halbfinale vor heimischer Kulisse gegen den TuS Ennepetal.
Die TSG ging gegen Hohenlimburg durch ein Tor von Tim Krafft in der 7. Minute in Führung und hatte auch die Riesenchance zum 2:0, doch Ibrahim Bulut verschoss in der 35. Minute einen Elfmeter. Hohenlimburg glich durch Marcel Weiss aus und schaffte fünf Minuten vor Schluss durch Vincenzo Porrello dann noch den Siegtreffer. Porrello war übrigens auch schon einmal bei der TSG unter Vertrag – im Sommer 2013 wechselte er von der U 19 der SG Wattenscheid 09 zur TSG Sprockhövel.
Der Pokalwettbewerb in der Saison 2019/20 ist für die TSG also Geschichte, aber die Meisterschaft hat für die Sprockhöveler ohnehin Priorität. Und da steht am Sonntag ein ganz schwieriges Spiel an, denn die Sprockhöveler sind bei Westfalia Herne zu Gast.
Westfalia Herne hat sich wieder rangekämpft
Und die Westfalia ist weitaus stärker einzuschätzen, als es der abellenstand vermuten lässt. Herne ist Vorletzter und steht damit auf einem Abstiegsplatz. Noch, muss man da wohl sagen, denn die Westfalia, die geradezu katastrophal in die Saison gestartet war, hat zuletzt Boden gut gemacht. Und eigentlich darf man davon ausgehen, dass die Mannschaft von Trainer Christian Knappmann am Ende der Saison nicht zu den Absteigern gehören wird.
Karaca, Claus und Cosgun angeschlagen
In dieser Hinsicht ist sich Andrius Balaika auch recht sicher. „Herne hat die Qualität, um auch mit den Spitzenmannschaften der Liga mitzuhalten Und Herne braucht die Punkte im Spiel gegen uns unbedingt. Das macht es für uns nicht unbedingt leichter“, sagt Sprockhövels Trainer, der wohl die Mannschaft aufbieten wird, die zuletzt beim 3:0-Sieg gegen den ASC Dortmund so sehr überzeugte. Denn ernsthafte Verletzungen gibt es aktuell nicht, angeschlagen sind allerdings Emre Karaca, Max Claus und Kaan Cosgun.
Heiner Wilms
Das Gerede vom Abstieg beenden
Mit der TSG Sprockhövel empfängt Westfalia Herne die beste Mannschaft der Rückrunde. Trainer Knappmann ist dennoch zuversichtlich. Anan fehlt.
Bekanntlich liebt er die Provokation. Aber diese Absicht verfolgt Christian Knappmann nicht, wenn er vor dem Oberligaspiel des SC Westfalia Herne gegen die TSG Sprockhövel an diesem Sonntag ab 15.15 Uhr in der real-Arena darauf beharrt: „Nein, mit dem Thema Abstieg beschäftigen wir uns nicht.“
Ist das schlicht Realitätsverweigerung? Wer sich die aktuelle Tabelle ansieht, kann zu dieser Einschätzung kommen. Wie nach dem ersten Spieltag, wie nach jedem weiteren, so ist der SC Westfalia auch jetzt auf einem Abstiegsplatz festgetackert – zwar punktgleich mit dem Drittletzten Gievenbeck, aber auch mit zwei mehr ausgetragen Spielen. Auch Knappmann weiß: Das sind keine fake news.
Alternative Fakten
Aber der Herner Trainer schaut lieber auf alternative Fakten. „Ich weiß, welche Qualität meine Spieler haben“, sagt er, und belegt diese Aussage mit Zahlen. „In den letzten sieben Spielen haben wir einen Schnitt von 2,0 Punkten geholt.“ Dabei erwähnt er nicht einmal, dass mit Schalke und Haltern echte Schwergewichte unter den Gegnern waren. Stattdessen liefert er eine plausible Erklärung für den positiven Trend. „Seit dieser Zeit haben wir einen vernünftigen Kader zur Verfügung.“ Vorher nämlich brach Woche für Woche ein Pfeiler aus dem Gesamtgefüge mit einer schweren Verletzung heraus.
Damals klagte Knappmann wenig, vertraute darauf, dass auch dieses Pechsträhne irgendwann mal ein Ende haben müsste. Das ist inzwischen geschehen. Die Zahl der Ausfälle pendelt sich im Normalbereich ein, gegen Sprockhövel müssen nur Steven Kodra (Meniskusprobleme), Nico Legat (Faserriss) und wohl auch Ilias Anan passen. Beim Warmmachen vor dem abgebrochenen Spiel in Brünninghausen ist bei Anan eine muskuläre Verletzung wieder aufgebrochen.
Maurice Kühn wieder dabei
So gern er seinen quirligen Spielgestalter auf dem Platz sähe, so wenig sucht der baldige A-Lizenzinhaber darin ein Alibi. „Dafür ist Maurice Kühn wieder ein Thema. Das ist ganz wichtig für uns, insbesondere bei Standards, ob offensiv oder defensiv.“ Ob er den kopfballstarken Routinier von Beginn an bringt, ließ Knappmann aber offen.
Mit Sprockhövel haben die Herner meist recht gute Erfahrungen gemacht. Die Bilanz ist klar positiv, im Hinspiel nahm der SCW nach zweimaliger Führung noch ein 2:2 mit. Inzwischen aber hat sich die TSG richtig gemausert. Sie ist seit fünf Spielen ungeschlagen, führt die Rückrundentabelle an und hat sich aus der gefährdeten Zone bis auf Rang sechs vorgeschoben.
Völlig zurecht, wie Knappmann findet. Er bescheinigt der Elf von Andrius Balaika eine „unfassbare Entwicklung“, gerade in der Arbeit gegen den Ball. „Früher haben sie den Gegner demütig kommen lassen. Zuletzt haben sie extrem hoch und unkonventionell gepresst“, hat Hernes Coach analysiert. Fußballerisch sei die TSG ohnehin stark. „Sie kommen oft über Flachpässe und haben gute Spieler im Zentrum.“ Die Punkte sollen dennoch in Herne bleiben. „Wir müssen gut performen und sehen, dass wir schnell über den Strich kommen“, fordert Knappmann. „Damit das Gerede vom Abstieg ein Ende hat.“
Wolfgang Volmer