1. Mannschaft

TSG erlebt in Ahlen eine bittere Lehrstunde

Mutig, bissig, aggressiv: die TSG Sprockhövel wich auch am zweiten Regionalliga-Spieltag nicht von ihrer Spielidee ab. Beim abgeklärten Team von Rot-Weiß Ahlen ging das aber nach hinten los. Mit 5:0 holte sich Rot-Weiß die Tabellenführung zurück, die am Freitagabend RW Essen übernommen hatte. Sprockhövel kassierte eine ganz bittere Lehrstunde im Fach Regionalligafußball, anschließend aber auch Lob für einen anfangs vielversprechenden Auftritt.

Obwohl die TSG mit großen Personalsorgen nach Ahlen gereist war, stellte sie zunächst die bessere Mannschaft. „Wir wussten, dass es gegen eine so spielstarke Mannschaft nicht leicht wird. Aber wir wollten trotzdem selbstbewusst hier antreten und den Gegner schon im Ansatz stören“, erklärte Andrius Balaika den Plan seines Teams. Und der schien anfangs aufzugehen: Mehrmals ging ein Raunen durchs mit knapp 1 000 Zuschauern besetzte Wersestadion, weil Ahlen gezwungen war, sich mit Kurzpass-Harakiri aus dem eigenen Strafraum zu befreien.

Rot-Weiß kam zunächst kaum über die Mittellinie, traf aber direkt mit dem ersten Schuss: Finn Heiserholt wusste Max Machtemes nach einem Steilpass nur noch mit einem Foul zu stoppen. Gelb und Freistoß war die richtige Entscheidung des Unparteiischen – Cihan Yilmaz zirkelte den Ball aus knapp 20 Metern unhaltbar in den Winkel.

Die TSG attackierte wild, presste die Ahlener Abwehrkette oft schon im eigenen Strafraum an. Die Rot-Weißen hielten abgeklärt dagegen, konnten sich meist fußballerisch befreien und spielten auch sonst ziemlich clever: Phasenweise überließen sie der TSG viel Ballbesitz im Spielaufbau und zogen sich zurück.

Die Gäste wussten damit aber meist wenig anzufangen und boten stattdessen Raum für Konter. Nach einem Gegenstoß über links verpasste Jan Klauke zunächst das 2:0, Machtemes brachte den Ball aber nochmals in den Sechzehner, wo Yilmaz ganz frei stand und sein zweites Tor machte. Bitter.

Viel Arbeit für Andrius Balaika

Aus dem Schock wurde Frust, Tim Dudda kassierte vor der Pause unnötigerweise Gelb wegen Meckerns – viel Arbeit für Balaika in seiner Halbzeitansprache. Die saß aber, die TSG kam mit erhobenen Köpfen aus der Kabine, und nur ein toller Reflex von RWA-Keeper Mellwig verhinderte den Anschluss durch Antwi-Adjej. „Wir wollten ein Zeichen setzen und kamen auch ganz schwungvoll aus der Kabine“, so Balaika. Aber Antwi-Adjejs Schuss aus spitzem Winkel war und blieb die torgefährlichste TSG-Aktion an diesem Tag, die sich im Anschluss teilweise vorführen und wie eine Schülerabwehr auskontern ließ. Der am Donnerstag verpflichtete und zur Halbzeit eingewechselte Ex-Sprockhöveler Emre Yesilova vergab noch seine erste Chance, beim zweiten Mal legte er quer auf Marzulla, 3:0 – spätestens nach einer Stunde war die TSG gebrochen. Yesilova und Kallenbach sorgten mit den Toren vier und fünf für Feierstimmung auf den Rängen und bittere Enttäuschung bei TSG-Coach Balaika, der minutenlang nach Abpfiff auf seiner Trainerbank saß.

Aufbauende Worte

Auf der Pressekonferenz gab es immerhin aufbauende Worte von Siegertrainer Mircea Onisemiuc: „Ihr wart richtig bissig und extrem motiviert. Wie ihr in den ersten 30 Minuten Pressing gespielt habt und die Räume zugestellt, das macht ihr sehr gut. Hochachtung, wenn das über 90 Minuten klappt. Ich hoffe ihr schafft das – es gefällt mir, was bei euch passiert.“ Andrius Balaika konstatierte: „Das war kein Regionalliganiveau. Aber wir geben nicht auf.“

Philipp Ziser

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