1. Mannschaft

TSG krönt Aufholjagd in letzter Minute

Der SC Wiedenbrück war im Baumhof zwar nicht besser als die TSG, nutzte aber jeden Fehler und führte nach 65 Minuten schon 3:0. Doch die TSG gab nicht auf.

Elf von 34 Regionalliga-Partien in dieser Saison hat die TSG Sprockhövel seit Samstag gespielt. Das ist etwa ein Drittel und es deutet viel darauf hin, dass es nach den nächsten 23 zurück in die Oberliga geht. Denn die TSG bot ihren Zuschauern auch am Samstag gegen den SC Wiedenbrück mal wieder jenen bitteren Cocktail aus Pech und Unvermögen an, der üblicherweise bei Absteigern zu finden ist.

Klar ist seit Samstag aber auch: Die TSG Sprockhövel wird sich nicht kampflos auf den Rückweg aus der Regionalliga machen.

Der SC Wiedenbrück weiß das jetzt, hat den unbändigen Willen der TSG zu spüren bekommen, in einem Spiel, das für die Blauen eigentlich schon verloren war. Früh sah es zwischen dem Achten und Achtzehnten nach einem Favoritensieg aus. Gökan Lekesiz nutzte den Tiefschlaf der rechten Sprockhöveler Seite um zur Grundlinie zu gehen und in den riesigen Raum abzulegen, der sich an der Strafraumkante auftat. Oliver Zech sagte danke und schoss die Gäste nach drei Minuten in Führung.

Das Muster kennt man inzwischen. Einfache Unzulänglichkeiten bringen die TSG früh in Rückstand und machen es noch schwieriger, zu punkten. Eine halbe Stunde später das 0:2, als Tim Dudda Raoul Meister den Ball vom Fuß nahm und ihn dann am eigenen Sechzehner umgehend an Wiedenbrücks Stojanovic verlor. Der passte quer auf den (schwer abseitsverdächtigen) Lekesiz, der ins leere Tor schob. 0:2 schon vor der Pause, wie in Gladbach, wie in Oberhausen.

Die defensiven Aussetzer paarten sich mit offensiver Schwäche: Die TSG spielte nicht schlechter, dominierte die nach der Führung passiven Gäste sogar. Aber die Abschlüsse waren schlecht. Der ganz freie Wasilewski zog nach toller Bentaleb-Flanke zu eilig ab (10.), Antwi-Adjej köpfte eine März-Hereingabe zur Eckfahne (30.).

Wasilewski muss verletzt raus

Und dann kam auch noch Pech dazu: Bei einem Pressschlag blieb Adrian Wasilewski die Luft weg – ausgerechnet Mister 100 Prozent, der noch keine Regionalligaminute verpasst hatte, lag wimmernd auf dem Rasen, musste wenig später raus. Christian März traf unmittelbar vor der Pause nach einer Eckenvariante von Dudda den Pfosten.

Nach der Pause ging die TSG volles Risiko, bot aber auch Raum für Konter. Dombayci und Gremme trafen das Tor nicht, der SCW bekam zwei klare Abseitstore zu Recht aberkannt. Der nächste zählte: Stojanovic flankte unbedrängt, Pierre Merkel ganz frei, 0:3. Andrius Balaika mochte nicht hinsehen: „Da hatten wir viel zu große Abstände, über 15, 20 Meter“, glaubte er das Spiel wohl verloren. „Aber was dann kam, kann ich nur sagen: Hut ab.“

Die TSG begann, die mit dem Kunstrasen fremdelnden Wiedenbrücker fußballerisch auseinanderzunehmen. Die Blauen waren schneller im Antritt, sauberer im Passspiel, akkurater in der Ballführung, alles in allem: technisch besser gegen eine schon vorher selten überzeugende, nun aber überforderte Gästemannschaft.

Und endlich trafen sie auch das Tor: Antwi-Adjej vollendete eine Direktpasskombination mit März und Bentaleb zum 1:3 (72.). Sieben Minuten später brachte Jan Budde einen Freistoß vors Tor, der Ball landete bei Raoul Meister, der mit aller Gewalt aufs kurze Eck drosch: SCW-Torwart Hölscher hatte beide Hände am Ball, trotzdem drin.

Bei einem 25-Meter-Pfostentreffer von Chato Nguendong hatte die TSG noch ein mal Glück, konnte aber keine Rücksicht mehr auf die Defensive nehmen: Antwi-Adjej und der eingewechselte Claus wurden geblockt (80.), Cin schoss drüber (82.) und als März in der Schlussminute aus 15 Metern am Torwart scheiterte, schien das Spiel verloren. Doch die TSG eroberte nochmals den Ball, Cin chippte den Ball in den Strafraum, wo Max Claus ihn mit der Fußspitze direktnahm – vorbei am Torwart, Innenpfosten, Tor, 3:3, Entsetzen bei den Gästen, Jubelstürme in Blau.

Wer vor dem Spiel der Überzeugung war, die TSG werde nach der Saison absteigen, der wird sich bestätigt fühlen, die Blauen lieferten viele Argumente dafür. Aber sie deuteten auch an, dass sie mehr als mitspielen können. Und dass kleine Wunder manchmal möglich sind.

Schlagbaren SCW nicht geschlagen

In der vergangenen Woche stand an dieser Stelle, dass für Sprockhövel gegen Wiedenbrück nur ein Sieg zählt. Das passierte nicht. Trotzdem war es nicht unbedingt ein schlechter Sonntag für die TSG, die in einer halben Stunde so viele Tore schoss wie in sieben Spielen zuvor zusammen. Es war ein gutes Spiel mit einem Ergebnis, dass sich nach dem Spielverlauf zwar gut anfühlt, irgendwie aber doch zu wenig ist. Vor allem, wenn man die Überlegenheit der TSG in der zweiten Hälfte bedenkt, als die Gäste mit dem ungewohnten und ungeliebten Kunstrasen gar nicht mehr klar kamen. Die Wiedenbrücker fassten sich an die schmerzenden Gelenke, schrien sich an, schossen den Ball ins Aus. Bei Tempodribblings und Direktkombinationen gingen den Verteidigern nur die Augenbrauen hoch und die Kinnladen runter.

Ein hochverdienter TSG-Punkt, aber gegen einen schlagbaren Gegner, der nicht geschlagen wurde. Ob das positiv oder negativ ist, kann jeder selbst entscheiden.

Philipp Ziser

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