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Kompletter Wahnsinn im Heidewald: Sprockhövel spielt 5:5

Die TSG Sprockhövel und der FC Gütersloh trennen sich 5:5. Die TSG führt früh 2:0, liegt 2:4 hinten – und dann wird es erst richtig verrückt.

Natürlich. Natürlich geht der Ball noch rein. Ratlos schauen sich die Spieler der TSG Sprockhövel an. „Wat is denn hier los“, seufzt der Gütersloher Stadionsprecher, während seine Mannschaft komplett ausrastet. Das 5:5 des FC Gütersloh in der 92. Minute gegen die TSG Sprockhövel – die Krönung eines absurden Spiels am Mittwochabend. Und was für ein Abend das war, was für ein Spiel im Heidewaldstadion.

Die TSG hätte das Spiel mit mehr Cleverness und Abgezocktheit sicher gewinnen können, mit weniger Moral und Einstellung aber auch leicht verlieren. „Mit dem Punkt können wir leben, aber das war eine ganz große Liga heute“, sagte der sehr heisere TSG-Geschäftsführer André Meister kurz nach Abpfiff – auch wenn er dem Sieg etwas hinterhertrauerte.

Traumstart für Sprockhövel: 2:0 nach 23 Minuten

Denn die TSG erwischte einen Traumstart. Erst traf Tim Oberdorf aus der Distanz, dann musste Felix Casalino nur den Fuß hinhalten, nachdem Patrick Dytko sich an der Grundlinie links schick durchgesetzt hatte – besser geht es nicht. 2:0 beim Schlusslicht nach gut 20 Minuten, es hätte ein entspannter Abend werden können. Dazu war aber die Hintermannschaft der TSG etwas zu entspannt – und Gütersloh viel zu mutig und entschlossen.

Vom Anstoß spielten die Gastgeber den Ball nach vorn: Nick Flock bekam den Ball mit dem Rücken zum Tor, wurde aber von zwei Verteidigern nicht behindert – 1:2.

TSG komplett von der Rolle, Spiel wird völlig gedreht

Flock war es auch, der die erste Halbzeit in der dritten Minute der Nachspielzeit abschloss: Von links zog er in Robben-Manier (nur spiegelverkehrt) in die Mitte, zirkelte den Ball genau in den Winkel – ein Schocker für die TSG, die nach dem Seitenwechsel direkt das nächste Gegentor kassierte. Schwesig durfte aus wenigen Metern ungehindert einköpfen.

Und es wurde nicht besser: Fünf Minuten später fiel nach einem Handelfmeter das 4:2. Unfassbar, aber nicht unverdient. Gütersloh war kampf- und willensstark, kaufte der TSG im Mittelfeld oft den Schneid ab. Trotz des guten Starts ließen sich die Gäste verunsichern und verloren völlig den Faden.

Jubel dank Claus’ Doppelpack – dann der Schock

Die Latte verhinderte ein fünftes Gütersloher Tor, dann war die TSG plötzlich wieder da: Casalino erahnte einen Rückpass, ging am Torwart vorbei – der Anschlusstreffer.

Die TSG drängte unbändig und dieses Spiel hatte natürlich noch mehr als eine Pointe parat. Erst rettete Timo Krampe auf der eigenen Linie, dann stand Max Claus vorne genau richtig und traf zum 4:4. Nach einer Ecke stocherte Claus sogar zum 5:4 den Ball ins Tor, das war die 89. Minute. Gütersloh kam aber nochmal – und als Erdogmus’ Kopfball im Tor lag, drehten alle völlig durch.

Und André Meister zollte beiden Teams heiser Respekt: „So einen Fußballabend muss man mal miterlebt haben.“

FC Gütersloh – TSG Sprockhövel 5:5

Tore: 0:1 Oberdorf (11.), 0:2 Casalino (22.), 1:2 Flock (23.), 2:2 Flock (45.+3), 3:2 Schwesig (49.), 4:2 Manstein (54.), 4:3 Casalino (64.), 4:4 Claus (84.), 4:5 Claus (89.), 5:5 Erdogmus (90.+2).

FCG: Westergerling – Erdogmus, Schwesig, Lücke, Mastein, Aygün (75. Benmbarek), Yahkem, Kaptan, Flock (84. Wieckowicz) , Rump (68. Thomas), Widdecke.

TSG: Staudt – Krampe, Bulut, Budde, Musa (55. Karthaus) – Femia, Oberdorf – Dytko, Karaca (78. Jessey), Ülker – Casalino (68. Claus).

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Philipp Ziser